Die Geschichte von Dammspolder

 

 

Um 1616 wurde zwischen Westeraccumersiel und Westerbur ein neuer Landesschutzdeich errichtet. Ein „vortrefflich Stück Landes“ von 279ha, die „Dornumer und Westeraccumer Neulande“, konnte damit dem unmittelbaren Einfluss der Nordsee entrissen werden.

 

Vor der neuen Deichlinie war noch ein breiter Heller erhalten geblieben, der als „Westeraccumer Grode“ bezeichnet und als Viehweide verpachtet wurde.

 

In der Mitte des 18. Jahrhunderts interessierte sich der Norder Amtsverwalter Dr. Hajo Lorenz Damm für das Gebiet. Er strebte jedoch weniger eine Verpachtung, als vielmehr die Eindeichung einer Teilfläche des Deichvorlandes an, da er sich von den hiernach als Marschland zu nutzende Flächen gute landwirtschaftliche Erträge versprach. So gelang es ihm, mit der „Königlich-Preußischen Ostfriesischen Kriegs- und Domänen-Cammer“ in Aurich einen „Erbpacht-Contract“ abzuschließen, der ihm gestattete, vor dem Landesschutzdeich eine 88 Diemat (rund 50ha) große Hellerfläche einzudeichen und zu nutzen.

 

Nach dem Abschluss des Erbpacht-Kontrakts erging 1764 in den Wöchentlichen Ostfriesischen Anzeigen und Nachrichten die Aufforderung an die heimische Bauwirtschaft und Bauarbeiter, sich an der Ausschreibung zum Bau des Polderdeichs zu beteiligen.

 

„Der Herr Amtsverwalter Damm ist Willens, den ihm in Erbpacht verliehenen Ackumer Anwachs noch in diesem Sommer eindeichen zu lassen.“

 

Der Ausbau des Dammspolderdeichs gelangte nach den Vorstellungen des Amtverwalters Damm noch im Jahr 1764 zur Ausführung. Für die Entwässerung des Polders errichtete man im östlichen Flügeldeich ein kleines Siel, über welches das Polderwasser zum Pumpsieler Außentief abfließen konnte. Als Hauptvorfluter im Polder selbst diente der in nur geringem Abstand zu Landesschutzdeich verlaufende Hellerpriel, welcher noch heute ein wichtiger Bestandteil der Polderentwässerung ist.

 

In dem nach ihm benannten „Dammspolder“ erbaute H.L. Damm im Jahre 1776 ein Hofgebäude, das hiernach „Dammsruh“ genannt wurde. Vermutlich hat Damm hier auch eine Zeit lang gewohnt. Die Polder- und Hellerflächen hat er jedoch selbst nicht bewirtschaftet; sie wurden an Landgebräucher  verpachtet.

 

In der verheerenden Sturmflut vom 3./4.Februar 1825, der sogenannten 1. Februarflut oder Blasiusflut, wurde der Dammspolderdeich an mehreren Stellen durchbrochen; auch mehrere Kappstürze traten auf. Der Pächter des Platzes "Dammsruhe" verlor fast sein gesamtes Vieh mit Ausnahme der Pferde. Die Futter- und Kornvorräte verdarben. Die Wiederherstellung des Deiches war mit hohen Aufwendungen verbunden. Vermutlich haben die ständig wiederkehrenden Unterhaltungsarbelten, die zur Erhaltung des

 

Polderdeiches und zur Sicherung des vor gelagerten Hellers notwendig waren, die damaligen Besitzer (Erben des verstorbenden H.L.Damm) dazu bewegen, den Dammspolder nebst Heller zu verkaufen. Am 22. Oktober 1841 boten sie der königlich-hannoverschen Domainen-Cammer den Ankauf der Ländereien an. Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass am 4. September 1843 vor dem königlich-hannoverschen Amte in Weener „der Verkauf des Dammspolders nebst allen Anwesen zur Größe von 392 Morgen und 24 Quadratruthen, darin enthalten für den Polderdeich 11 Morgen, 37Qu.R., für den alten Deich 20 Morgen, 33 Qu.R. zum Kaufpreis von 18500 Reichsthalern Courant“ an die königlich hannoversche Domänenverwaltung entgültig besiegelt wurde.

 

Nachdem zwischenzeitlich vor allem aus Kostgründen immer wieder auf einen Ausbau des Dammspolderdeichs verzichtet wurde, entstanden durch die Neujahrssturmflut vom 1./2. Januar 1855 starke Schäden am Deich. Sie veranlassten am 16. Februar 1855 den damaligen Domänenpächter Willem Rinjes, die Domänen Kammer in Hannover auf die unzureichende Deichsicherheit aufmerksam zu machen und umgehend Deichverstärkungen vorzunehmen.

 

Wiederum aus Kostengründen wurde von einem umfassenden Ausbau des Deiches abgesehen, durch verschiedene Baumaßnahme am Deich konnte die Deichsicherheit des Dammspolderdeichs jedoch bis 1858 wesentlich verbessert werden.

 

Unter preußischer Herrschaft, nach der Annexion des Königreiches Hannover durch Preußen im Jahre 1866, wurden die Landgewinnungsarbeiten im Deichvorland des Dammspolders weiter betrieben, so dass bis zum Jahre 1928 ein bereits 500m breiter Vorlandstreifen entstanden war. Zu dieser Zeit gab es dann auch die ersten Pläne für eine neuerliche Eindeichung des gewonnenen Anwachses. Die Ausführung scheiterte jedoch an den hohen Kosten und am Widerstand zahlreicher Interessente der Sielacht Dornum.

 

Unter dem Eindruck der schlechten Ernährungslage in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg und der Notwendigkeit, Millionen Ostvertriebene im Restdeutschland unterzubringen und zu versorgen befasste sich das Domänen-Rent- und Bauamt in Norden wieder mit dem Gedanken der Eindeichung, bekam jedoch Ablehnung vom Beteiligten Landwirtschaftsministerium in Hannover, da die hohen Aufwendungen für den Winterdeich nebst Sielbau die Gewinnung von rund 100 ha Neuland nicht rechtfertigten. Als im Jahre 1948 die Sielacht Dornum-Westeraccum das Dornumer-/Westeraccumer Außentief begradigte und vertiefte und im Jahr 1949 ebenfalls eine Baggerung des Pumptiefs vornahm, nutzte man dann aber die Gelegnheit um mit dem Boden auf der Westseite des Hellers auf rund 800m entlang des Außentiefs und auf der Ostseite auf rund 700m entlang des Pumpsieler Außentiefs den Erdkörper eines Sommerdeichs im Eigenbetrieb herzustellen. Die Herstellung des noch fehlenden 1100m langen Frontdeichs erfolgte im Jahre 1950.

 

Bei der Vorverlegung der Hauptdeichlinie im Zuge des Großbauvorhabens „Accumersiel“ in den Jahren 1963 bis 1968 wurde die Frontstrecke des Dammsheller-Sommerdeiches weitgehend als Trasse des neuen Hauptdeiches genutzt. Auf dem westlichen Flügeldeich des Sommerpolders wurde die östliche Hafen- und Deichzufahrt angelegt. Der Deich des alten Dammspolders ist in den Jahren 1963 bis 1968 auf großen Strecken abgetragen worden. Die Deicherde fand überwiegend Verwendung zur Kleiabdeckung der zweiten Deichlinie in Domumersiel und Westeraccumersiel, deren Funktionsfähigkeit erhalten bleiben sollte. Der 1764 errichtete alte Dammspolderdeich hatte damit nach einer Standzeit von 200 Jahren ausgedient.

 

Der Dammspolder selbst blieb bis 1982 Eigentum der niedersächsischen Domänen Verwaltung. Letzter Domänenpächter war von 1951 bis 1982 Hinrich Reents. Er bekleidete von den 1960er Jahren bis zur niedersächsischen Gemeindereform 1972 das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Westerbur. 1982 erwarb Heinrich de Beer Steffens, Wilhelminenhof, den Hof im Tausch gegen einen Hof im Suurhuser Hammrich. Die Bewirtschaftung übernahm sein Sohn Jan Oltmanns Steffens, seit dem 1. Januar 2006 Oberdeichrichter der Deichacht Esens-Harlingerland.

 

Ab 1995 werden auf dem Hof Dammpolder Sauen und Schweine gehalten. In 2005 und 2015 wurden die Schweineställe erweitert. In 2017 fand die Betriebsübergabe von Jan Oltmanns Steffens an seinen Sohn Johannes Heinrich Steffens statt.

 

Nach Udo Hangen, Extum

Aktuelle Daten ergänzt von Fam. Steffens


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